Mord in der Karibik

Mord in St. Vincent & die Grenadinen

Ich hatte gerade einen neuen Bericht unserer Reise nach Ägypten fertig geschrieben, da erreichte uns eine Nachricht, die wichtiger und erschütternder ist. Mord in St. Vincent & die Grenadinen

In der Karibik sind mutmaßlich zwei Segler ermordet worden. Die Ermittlungen laufen noch, aber es zeichnet sich das Bild einer Gewalttat. Kathy (71) und Ralph (67) aus Virgina wurden offenbar auf ihrem Katamaran „Simplicity“ in Grenada vor Anker am Strand von Grand Anse überfallen und getötet. Es wurde berichtet, dass drei Staatsbürger von St. Vincent & the Grenadines aus einem Gefängnis in Grenada ausgebrochen sind. Die drei sollen auf ihrer Flucht die Yacht überfallen und in Ihre Gewalt gebracht haben. Sie segelten/fuhren die „Simplicity“ dann ins nördliche Nachbarland St. Vincent & the Grenadines. Das Schiff wurde verlassen in St. Vincent aufgefunden, mit Spuren von Gewalt und Blut. Kathy und Ralph wurden nicht gefunden, nach ihnen wird noch gesucht. Aber nach den bereits vergangenen Tagen geht die Polizei von St. Vincent davon aus, dass beide tot sind. Die verdächtigen Männer im Alter zwischen 19 und 35 Jahren waren bereits wegen Überfällen, Vergewaltigung und weiteren Gewalttaten verurteilt. Die drei und eine vierte Person wurden gefasst und sind wieder im Polizeigewahrsam in St. Vincent. Mord in St. Vincent & die Grenadinen

Ralph Hendry and Kathy Brandel

Gewalttätige Schönheit St. Vincent

Wir sind schockiert von dieser Nachricht. Kathy in Ralph waren wie wir Lifeaboards, seit fast 30 Jahren verheiratet und seit über 10 Jahren unterwegs auf ihrem Schiff. Die beiden sympathischen Amerikaner waren Mitglieder des „Salty Dawgs“ Segelclubs und dort haben wir sie auch kennen gelernt. Mord in St. Vincent & die Grenadinen

Es gab immer wieder Verbrechen in der Karibik, wie überall auch auf der Welt. Diesmal fühlt es sich für uns anders an. Zum einen, weil wir die Opfer kannten, zum anderen, weil es mal wieder mal St. Vincent ist. Kaum eine Woche vergeht, in der nichts von Verbrechen in St. Vincent im CSSN (Caribbean Safety and Security Net) berichtet wird. Auf den karibischen Inseln sind es Diebstähle oder Versuche auf einem Schiff einzubrechen. In St. Vincent sind es aber auch immer wieder Gewaltverbrechen und Morde. Als wir 2016 zum ersten Mal über den Atlantik in die Karibik gesegelt sind, haben wir St. Vincent und die Grenadinen ausgelassen, weil dort kurz vorher Segler ermordet wurden. 2021 sind wir dann zum ersten Mal hingesegelt und fanden mit den Grenadinen einen der schönsten Spots in der Karibik.

Der Tatort: Grenada, Grand Anse Beach

Warum ausgerechnet und immer wieder St. Vincent? Seit Ewigkeiten hat dieses Land Probleme mit Kriminalität und Gewalt. Und das, obwohl es nur 100.000 Einwohner gibt. Kurz nachdem wir St. Vincent 2023 das letzte Mal verlassen haben, wurden zwei komplette Katamarane im Young Islang Cut gestohlen. Ankern rund um die Hauptinsel war schon seit Jahren bekanntermaßen sehr gefährlich und daher fahrlässig. Und dabei zählt St. Vincent und die Grenadinen zum Schönsten der Karibik. Bisher waren die südlicheren Insel des Landes, die Grenadinen, relativ sicher. Bequia, Mustique, Canouan und die Tobago Keys sind Traumreviere und dort gab es wenig Kriminalität. Aber sogar in Clifton Island und Bequia wurden kürzlich Vorfälle gemeldet. Mord in St. Vincent & die Grenadinen

St. Vincent, Young Island Cut, Strand der Tobago Keys, Rivercafe vor St. Vincent

Segler – die perfekte Beute

Jeder der sich auf eine lange Segelreise begibt, weiß das man die sichere Komfortzone der zivilisierten Welt verlässt. Ab dem ersten Tag der Reise, ist ausschließlich man selbst für seine Sicherheit verantwortlich. Das gilt für die Natur, aber auch für die Menschen, in deren Nähe man kommt. Deshalb plant man vor und reduziert das Risiko, z. B. indem man nicht an bekannten unsicheren Orten ankert. Kathy in Ralph waren sehr erfahrene und vorsichtige Segler. Der Ankerplatz in Grand Anse in Grenada war immer ein sicherer Ort. Mord in St. Vincent & die Grenadinen

Ich kann es nicht kriminalistisch valide belegen, aber ich habe den Eindruck, dass die Gewaltbereitschaft in der Zeit nach Covid zugenommen hat. Es gibt immer mehr bewaffnete Überfälle, meist für eine triviale Beute. Der Einbruchsschaden auf einem Schiff ist meist teurer als der Wert der Beute. Nun ist die Bildung der Kriminellen meist mäßig, aber sie gehen dennoch das Risiko ein. Vermutlich ein Ergebnis der enormen Armut und Abstumpfung. Segler gelten immer noch als reich, zudem sind wir überwiegend Weiße. Mit meist zwei (selten mehr) Menschen an Bord, sind wir auch eine leichte Beute für skrupellose Kriminelle. Das ergibt ein Beuteschema für Verzweifelte, dumme oder gewaltbereite Menschen. Erschwert wird die Lage auch, weil sich die meisten Karibikstaaten einen Teufel um ihre Einwohner scheren. Korruption ist sehr weit verbreitet und ein Regierungsamt ist erstrebenswert, weil man sich dann erst mal selbst saniert.

Die kleinen Karibik Staaten brauchen segelnde Besucher. In Grenada, das Land südlich von St. Vincent, lebt das halbe Land von den Werften und Marinas. Viele Segler sind ein Segen, bringen Devisen und Hilfe. In Dominica treffen sich Segler jedes Jahr zur „Appreciation Week“ und helfen mit allem, was auf der Insel gebraucht wird. Der Deal wird aber kippen, wenn der Besuch zur Lebensgefahr wird.

Wars das mit Segeln?

Bedeutet das ein Ende der Seglerfreiheit? Wird das Risiko zu groß? Zumindest ist die Gefährdungslage sehr viel ernster geworden. Wenn es sogar erfahrene und vorsichtige Segler wie Kathy und Ralph trifft, dann kann es jeden treffen. Es ist wirklich an der Zeit ein Zeichen zu setzen. Wenn alle Segler zukünftig St. Vincent und die Grenadinen oder auch St. Lucia meiden, wird das eine Wirkung auf diese Länder haben. Vielleicht unternehmen dann diese Staaten etwas mehr, um ihre Kriminalität in den Griff zu bekommen. Für Kathy und Ralph kommt das zu spät. Ihre Reise wurde beendet und das ist sehr traurig. / Holger Binz

3 Kommentare zu „Mord in der Karibik“

  1. Hallo Holger,
    danke für den Bericht und Deine Gedanken. Es ist für beide Seiten ein Drama, für die überwiegend freundlichen Menschen vor Ort in jeder Hinsicht, in zweiter Linie für uns Segler.
    Fair winds,
    Roland

  2. Hallo Ihr zwei,

    ihr wisst aber schon, dass GRENADA und THE GRENADINES zwei verschiedene Länder sind? Ihr stellt das so dar, als wäre das in den Grenadinen passiert, was aber nunmal NACHWEISLICH nicht stimmt. In Canouan, The Grenadines, gab es zwar auch mal einen Vorfall, aber derjenige von der eigenen Bevölkerung (!) gejagt und weggesperrt. Und ganz ehrlich: wir segeln schon einige Jahre hier in der Karibik und mussten leider feststellen, dass viele Segler zu betrunken/zu doof sind, ihr Dingi richtig zu sichern. In den Jahren haben wir wegtreibende Dingis, SUPs, Kanus gerettet, nur weil die Segler zu nachlässig waren! Das landet dann aber natürlich immer auf „die Liste“! Damit will ich die relative Gefahr eines Überfalls WELTWEIT (!) keinesfalls schönreden, aber leider sind sehr viele Segler in dem Punkt nicht ehrlich! Und mit diesem Wissen dann andere zum Boykott auffordern… Nun ja, muss jeder selbst wissen.

    Viele Grüße aus St. Martin,
    Vanessa

    1. 84.17.48.12 Als Antwort auf Vanessa.
      Liebe Vanessa, besten Dank für Deinen Beitrag. Den werde ich aber nicht unkommentiert lassen, denn Du stellst einige falsche Behauptungen auf, die ich korrigieren muss:

      1. Wenn Du richtig liest, habe ich die Lage sehr präzise dargestellt, nämlich das sich der Vorfall in Grenada ereignet hat, von Staatsbürgern aus St. Vincent & The Grenadines. Mit der Beteiligung von zwei unabhängigen Nationen. Dein aggressiver Hinweis auf eine “NACHWEISLICH” falsche Darstellung ist nicht korrekt.

      2. Deine Frage soll ob mir bekannt sei, dass St. Vincent & The Grenadines und Grenada zwei Länder sind, betrachte ich als unfreundliche Aggression. Was soll diese Provokation?

      3. Ich rufe keineswegs zu einem Boykott auf, das würde einer anderen Formulierung bedürfen. Ich hinterfrage und kritisiere. Und selbstverständlich auch nicht, wegen ein paar verschwundener Dingis. Jeder Segler weiß, dass die meisten verschwinden weil die Crew keinen ordentlichen Knoten mehr hinbekommen hat. Wer hat nicht schon einiges Treibgut für die Nachbarn gerettet. Das allerdings mit dem Mord an meinen Segelbuddies in einen Kontext zu bringen, finde ich dreist. Das Du mir Unehrlichkeit unterstellst, schlägt dem Faß ganz den Boden aus.

      Ich freue mich immer über einen Austausch, auch über kontroversen. Aber ich erwarte bei einer Erwiderung, dass der Text richtig verstanden wird und Aussagen nicht böswillig verdreht werden. Vielleicht hattest Du einen schlechten Tag.
      Beste Grüße
      Holger

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